Wie Brad Pitt unsere Glaubwürdigkeit bröckeln lässt

Es war der Schock des Jahres. Das Traumpaar schlechthin geht von nun an getrennte Wege. Aus Brangelina wurde Brex-Pitt. So sehr die Fans trauerten, so sehr freuten sich die Blattmacher. Gibt es etwas Saftigeres als ein Hollywood-Beziehungsdrama? Ja, ein Hollywood-Beziehungsdrama mit «Crime»-Faktor! Brad Pitt soll seine Kinder missbraucht haben, und nun ermittle das FBI. Via Push-Meldung flitzte die Neuigkeit auf die Handys.

Die Neuigkeit basierte auf der Aussage einer anonymen Quelle. Die Seite TMZ.com hat sich darauf spezialisiert, Gerüchte über Sternchen und C-Politiker gross rauszubringen. Auf der Startseite springt einem als Erstes eine Telefonnummer ins Auge: «Haben Sie einen Tipp?», steht daneben. Viele Insider schaufeln der Website Brisantes zu. Doch das Gerücht, dass das FBI in Brad Pitts Leben schnüffeln soll, wandelte sich schnell zum Fakt. Zu schnell. Je weiter weg von TMZ.com, desto bestimmter wurden die Formulierungen. Desto ungenauer die Quellenangabe. Vom «Blick» über den «Tages-Anzeiger» bis zur NZZ: Das FBI rockte alle Schlagzeilen. Die Geschichte war ein Klick-Garant. Nur leider war sie auch eine Ente. Am letzten Dienstag wurde klar, dass das FBI gar nicht gegen Pitt ermittelt – und das auch nie getan hat.

Doch fast niemand hier weiss das. Einzig «20 Minuten» meldete, dass doch alles anders sei als noch vor zwei Wochen. «Blick», «Tages-Anzeiger», NZZ und viele andere schwiegen. Weil es nicht saftig genug ist? Weil man eingestehen müsste, eine Ente gepusht zu haben? Diese Episode ist kein Einzelfall. An jedem einzelnen Tag, an dem ein Terroranschlag verübt wird, gibt es Dutzende von Falschmeldungen davon. Es passiert im Onlinejournalismus. Und es passiert allen Medien.

Doch es geht um unsere Glaubwürdigkeit. Mit jeder Falschmeldung bröckelt dieses höchste Gut des Journalismus mehr. Auch wenn nicht alle in den Chor gegen die «Lügenpresse» einstimmen – das Vertrauen in die Medien ist angekratzt. Im Juni zeigte eine Studie, dass nur 31 Prozent der Schweizer den Journalisten vertrauen. Es spielt dabei aber keine Rolle, welches Medium welche Ente zu verantworten hat. Denn wer den Medien nicht vertraut, für den sind alle Journalisten einfach Lügenjournalisten.

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