Für den Pfarrer von Rupperswil war die Abdankungsfeier für die drei Mordopfer aus dem Dorf «etwas völlig Neues».
«Hello, it’s me»: Mit den ersten Klängen des Adele-Hits sind die Emotionen da. Lange hatten die Anwesenden sich zurückgehalten. Den Lebensgeschichten der Opfer und der Predigt mit steinerner Miene gelauscht. Doch mit dem Lieblingslied von Carla S. kamen die Tränen. Die 48-Jährige hatte die Tickets für das Adele-Konzert schon gekauft. Ihre Freunde wussten das.
«Emotionen gehören dazu, aber sie sind nicht einfach auszuhalten», sagte Pfarrer Christian Bühler. Auch er hatte gemerkt, dass in diesem Moment die Trauernden loslassen konnten: «Gemeinsam zu trauern, gibt einem Boden.»
Feier ohne Trauerfamilie
Laut Angaben der reformierten Kirchgemeinde haben um die 700 Personen an der Trauerfeier teilgenommen. Alle Plätze in der Kirche wurden schon im Voraus reserviert. Wer dort keinen Platz fand, konnte die Videoübertragung der Trauerfeier im Kirchgemeindehaus verfolgen. Doch auch dieses war bis in die letzte Ecke gefüllt, sodass auch draussen vor der Kirche Trauernde im Regen standen.
Neben Angehörigen waren unter anderen auch Gemeindeammann Ruedi Hediger, Vertreter der Arbeitgeberin von Carla S., die Klassenkameraden der zwei Teenager und zahlreiche Journalisten anwesend. Nicht in der Kirche waren die Trauerfamilie und der Lebenspartner von Carla S.; sie hätten die Kraft nicht gehabt, sagte Bühler im Gottesdienst.
Pfarrer Christian Bühler war von Anfang an mit den schrecklichen Ereignissen konfrontiert und hat die Angehörigen unterstützt. Dies war aber Zufall, denn eigentlich hätte in der Woche des Mordes eine andere Pfarrerin Dienst gehabt, die krank wurde.
Schon im Vorfeld hatte Bühler gesagt: «Der Täterschaft sollte jetzt und beim Abschied kein Raum gegeben werden. Es soll gelten, an die Verstorbenen zu denken.» Seine Predigt widmete er dem Humor, Charme und der Lebensfreude der Getöteten und versuchte, den Trauernden Hoffnung zu machen: «Gott, tröste unser Dorf.»
Schrecklich und unfassbar
Diese Abdankungsfeier war auch für ihn «etwas völlig Neues». Ihm habe in den letzten Tagen vor allem Hoffnung gemacht, dass sich viele Menschen an der Abschiedsfeier beteiligen wollten: «Das ist für mich auch eine Antwort der Gesellschaft auf das Verbrechen.» Und es zeige ihm, dass die Menschen nicht ganz hilflos seien.
Im Gegensatz zu Bühler brachte Gemeindeammann Hediger seine Bestürzung über die brutale Tat vor die Trauernden: «Mit unbeschreiblicher Brutalität wurden sie umgebracht!» Es sei schrecklich und unfassbar, was in seinem beschaulichen und ländlichen Dorf passiert sei. Hediger rief in seiner Ansprache die Einwohner der Gemeinde auf, wieder mehr aufeinander zuzugehen: «Zusammen geht es besser.» Auch biete der Gemeinderat Rupperswil allen Angehörigen und Freunden Unterstützung an: «Unsere Türen sind offen.» Er kannte die Opfer nicht persönlich, doch er ist mit einigen der Angehörigen gut bekannt.
Die Trauerfeier für das vierte Opfer, der Freundin des ältesten Sohns, findet am Samstagnachmittag in Hunzenschwil statt. Die Angehörigen wünschen sich beim Abschied, dass auf Trauerkleidung verzichtet wird: «Wer Simona kannte, weiss, wie sehr sie Sneakers mochte. Sie würde sich sicher freuen, wenn diejenigen, die mögen, solche Schuhe tragen.»