Bauer, reich, sucht…

Je grösser, desto mehr. Wer viel Land besitzt, erhält in der Schweiz mehr Direktzahlungen. Wo die grössten Profiteure landwirtschaftlich tätig sind.

3,6 Milliarden hat der Bund im Jahr 2016 für die Landwirtschaft budgetiert. Die letzten zwei Jahre wurde derselbe Beitrag ausgegeben. Dies macht 5,4 Prozent des Schweizer Haushaltsbudgets aus. Neben dem administrativen Aufwand geht das meiste Geld (um die 2,9 Milliarden) als sogenannte Direktzahlungen an die Betriebe. Diese Beiträge sind in den letzten Jahren stark gewachsen.

Doch nicht jeder Landwirt erhält gleich viel Geld. Die Zahlungen sind durch einen Verteilschlüssel geregelt. Im Laufe der Debatte zur Agrarpolitik 2014–2017 haben sich die Schwerpunkte der Beitragszahlung verschoben. Unter anderem kriegen Bauern mit grossen Landflächen mehr Beiträge als früher. Bislang haben Betriebe nur bis zur 40. Hektare Land die volle Zahlung erhalten, ab der 41. Hektare wurde diese reduziert. Neu liegt die Limite bei 60 Hektaren. Ausserdem gibt es kein Maximum mehr bei den Direktzahlungen.

Der Trend zeigt: In der Schweiz gibt es immer grössere Betriebe. Während vor 40 Jahren Betriebe mit einer Fläche unter 10 Hektaren die Schweizer Landschaft dominierten, machen sie heute nur noch einen Viertel der Betriebe aus. 35 Prozent der Betriebe bewirtschaften je über 20 Hektaren Land. Auch die Anzahl der Landwirte, die mehr als 50 Hektaren besitzen, steigt.

Kleinbauern bemängeln nun, dass diese neue Agrarpolitik grosse Betriebe begünstigt. Sie haben am Dienstag einen Vorstoss dagegen lanciert. Damit fordern sie eine Limite von 150’000 Franken für Direktzahlungen.

Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft erhielten im Jahr 2014 über 1300 Betriebe mehr als 150’000 Franken. Davon bezogen 388 Betriebe mehr als 200’000 Franken. Und 48 Betriebe konnten mehr als 300’000 Franken Direktzahlungen beantragen.

Die Betriebe, die am meisten Direktzahlungen erhalten, befinden sich vor allem in der Westschweiz und in Graubünden.

Es gibt Direktzahlungen für viele verschiedene Zwecke. Sie wollen Anreize wecken, im Sinne der Marktwirtschaft, der Landschaftspflege und des Tierwohls zu wirtschaften. Während einige Beiträge unabhängig von der Grösse des Betriebs sind, wird am meisten Geld für die sogenannten Versorgungssicherheitsbeiträge verwendet, die sich anhand der genutzten Fläche definiert. Je mehr Land, desto mehr Geld.

Kulturlandschaftsbeiträge beinhalten beispielsweise Zahlungen an Bauern, die steile Hänge oder anderes unzugängliches Land bewirtschaften. Mit den Versorgungssicherheitsbeiträgen wird die Landfläche vergütet, um die Produktionskapazität aufrechtzuerhalten. Mit den Biodiversitätsbeiträgen werden Anbauformen, die beispielsweise keine Pflanzenschutzmittel verwenden, belohnt. Mit dem Landschaftsqualitätsbeitrag werden Projekte der Kantone zur Erhaltung, Förderung und Weiterentwicklung vielfältiger Kulturlandschaften gefördert. Unter Produktionssystemsbeiträge fallen Beiträge für die biologische Landwirtschaft oder Tierwohlbeiträge.

In den letzten Jahrzehnten geht die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe immer mehr zurück. Vor allem die kleinen Betriebe verschwinden und werden durch grosse aufgekauft.

Trotzdem überleben in der Schweiz kleine Bauernbetriebe noch länger als der Durchschnitt in Europa. In Polen beispielsweise verschwanden 37 Prozent der Betriebe in nur drei Jahren.

Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2016 auf TagesAnzeiger/Newsnetz publiziert.

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