Die alltägliche Frauenverachtung in der Schweiz

Unter #SchweizerAufschrei offenbart sich der weitverbreitete Sexismus

Eine Hand berührt Lucias Haare. «Mach doch mal die Beine breit», zischt er ihr zu. Sein Kollege grölt laut.

Im Zelt angekommen, nahm er Petras Hand und legte sie auf seinen erigierten Penis. Sie war 14-jährig, er doppelt so alt.

Selina kämpft sich durch die Menschenmenge am Hauptbahnhof Zürich. Plötzlich spürt sie Finger auf ihrer Brust. Der Mann zieht den Arm wieder zurück und läuft an ihr vorbei.

Unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei haben diese drei Frauen ihre Erlebnisse geteilt. Viele andere, und auch einige Männer, haben es ihnen gleichgetan. Der Hashtag jagt immer noch durch die sozialen Medien. Die Geschichten berichten von Grenzüberschreitungen. Von ungewollten Berührungen. Von anzüglichen Kommentaren. Von erniedrigenden Situationen im Alltag.

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Wie Brad Pitt unsere Glaubwürdigkeit bröckeln lässt

Es war der Schock des Jahres. Das Traumpaar schlechthin geht von nun an getrennte Wege. Aus Brangelina wurde Brex-Pitt. So sehr die Fans trauerten, so sehr freuten sich die Blattmacher. Gibt es etwas Saftigeres als ein Hollywood-Beziehungsdrama? Ja, ein Hollywood-Beziehungsdrama mit «Crime»-Faktor! Brad Pitt soll seine Kinder missbraucht haben, und nun ermittle das FBI. Via Push-Meldung flitzte die Neuigkeit auf die Handys.

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Wenn dich das Handy im Griff hat

Letzte Woche erschien meine Reportage über Daniel Hellemann. Der 27-Jährige hat sich vor einem Jahr entschieden, ohne Handy zu leben. Weil es ihn glücklich macht.

Wie es ihm dabei ergeht und warum eine Kollegin ihm die Freundschaft kündete, kann man hier nachlesen: http://sonntagszeitung.ch/read/sz_14_08_2016/fokus/Der-Mann-zieht-seine-Nummer-ab-70687

Wenn Daniel über sein handyloses Leben spricht, lächelt er. Ich habe ihm von der ersten Minute an abgenommen, dass er nicht aus einer Mode oder einer verrückten Idee auf das Smartphone verzichtet. Er glaubt an echte Freundschaften, unverfälschte Gefühle und den Wert tiefgründiger Gespräche. Und er hat mich überzeugt, dass das Handy in gewissen Situationen davon ablenken kann.

Es hat mich beeindruckt, wie Daniel so locker auf die praktischen Seiten des Handys verzichten kann. Und viel gewinnt. Und ich habe gemerkt: Das würde mir (und sicher auch dir) für die eine oder andere Stunde auch gut tun.

Es braucht eine Community

Letzte Woche interviewte ich die Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, Saïda Keller-Messahli. Sie ist als Kritikerin bekannt, doch dieses Mal habe ich mit ihr über Homosexualität im Islam gesprochen. Denn, was viele nicht wissen: Keller-Messahli bietet auch Beratungen für Muslime an, die zwischen Religion und sexueller Freiheit feststecken.

Im Gespräch schockierte mich vor allem, wie auswegslos die Situation für schwule Muslime ist. Auch in der Schweiz. Einem Land, von dem wir sagen, man könne Freiheiten leben und sich frei bewegen. Am wichtigsten wäre eine Community. In der Schweiz gibt es keine Gruppe für homosexuelle Muslime.

In Amerika und Frankreich gibt es schon Communities. Denn dort gibt es Imame, die sich trauen, zu exponieren. Sie setzen sich dafür ein, dass Schwule in der islamischen Gesellschaft akzeptiert werden. Der französisch-algerische Imam Ludovic-Mohamed Zahed ist selber schwul und damit ein grosses Vorbild für homosexuelle Muslime. Er kämpft für einen toleranten Islam und segnet homosexuelle, muslimische Paare.


Der schwule Imam Ludovic-Mohamed Zahed in einer Talkshow.

Es gibt in der Schweiz für homosexuelle Muslime noch keine Möglichkeit, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Es wäre sehr wichtig, dass sich Leute, die ihr Coming-Out schon hinter sich haben, zusammenraffen, und eine solche Gruppe auf die Beine stellen. Denn laut Keller-Messahli gibt es noch keine, weil in der Schweiz eine Figur fehlt, die für die Rechte homosexueller Muslime hinsteht.

Das Interview kann man hier lesen.