Wie Brad Pitt unsere Glaubwürdigkeit bröckeln lässt

Es war der Schock des Jahres. Das Traumpaar schlechthin geht von nun an getrennte Wege. Aus Brangelina wurde Brex-Pitt. So sehr die Fans trauerten, so sehr freuten sich die Blattmacher. Gibt es etwas Saftigeres als ein Hollywood-Beziehungsdrama? Ja, ein Hollywood-Beziehungsdrama mit «Crime»-Faktor! Brad Pitt soll seine Kinder missbraucht haben, und nun ermittle das FBI. Via Push-Meldung flitzte die Neuigkeit auf die Handys.

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Wenn dich das Handy im Griff hat

Letzte Woche erschien meine Reportage über Daniel Hellemann. Der 27-Jährige hat sich vor einem Jahr entschieden, ohne Handy zu leben. Weil es ihn glücklich macht.

Wie es ihm dabei ergeht und warum eine Kollegin ihm die Freundschaft kündete, kann man hier nachlesen: http://sonntagszeitung.ch/read/sz_14_08_2016/fokus/Der-Mann-zieht-seine-Nummer-ab-70687

Wenn Daniel über sein handyloses Leben spricht, lächelt er. Ich habe ihm von der ersten Minute an abgenommen, dass er nicht aus einer Mode oder einer verrückten Idee auf das Smartphone verzichtet. Er glaubt an echte Freundschaften, unverfälschte Gefühle und den Wert tiefgründiger Gespräche. Und er hat mich überzeugt, dass das Handy in gewissen Situationen davon ablenken kann.

Es hat mich beeindruckt, wie Daniel so locker auf die praktischen Seiten des Handys verzichten kann. Und viel gewinnt. Und ich habe gemerkt: Das würde mir (und sicher auch dir) für die eine oder andere Stunde auch gut tun.

Es braucht eine Community

Letzte Woche interviewte ich die Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, Saïda Keller-Messahli. Sie ist als Kritikerin bekannt, doch dieses Mal habe ich mit ihr über Homosexualität im Islam gesprochen. Denn, was viele nicht wissen: Keller-Messahli bietet auch Beratungen für Muslime an, die zwischen Religion und sexueller Freiheit feststecken.

Im Gespräch schockierte mich vor allem, wie auswegslos die Situation für schwule Muslime ist. Auch in der Schweiz. Einem Land, von dem wir sagen, man könne Freiheiten leben und sich frei bewegen. Am wichtigsten wäre eine Community. In der Schweiz gibt es keine Gruppe für homosexuelle Muslime.

In Amerika und Frankreich gibt es schon Communities. Denn dort gibt es Imame, die sich trauen, zu exponieren. Sie setzen sich dafür ein, dass Schwule in der islamischen Gesellschaft akzeptiert werden. Der französisch-algerische Imam Ludovic-Mohamed Zahed ist selber schwul und damit ein grosses Vorbild für homosexuelle Muslime. Er kämpft für einen toleranten Islam und segnet homosexuelle, muslimische Paare.


Der schwule Imam Ludovic-Mohamed Zahed in einer Talkshow.

Es gibt in der Schweiz für homosexuelle Muslime noch keine Möglichkeit, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Es wäre sehr wichtig, dass sich Leute, die ihr Coming-Out schon hinter sich haben, zusammenraffen, und eine solche Gruppe auf die Beine stellen. Denn laut Keller-Messahli gibt es noch keine, weil in der Schweiz eine Figur fehlt, die für die Rechte homosexueller Muslime hinsteht.

Das Interview kann man hier lesen.

Allez chez les Welsches!

FDP-Nationalrat Fathi Derder löste am Dienstag im Bundeshaus Entrüstung aus. In einer Kolumne in Le Temps kritisierte er, dass Deutschschweizer schlecht Französisch könnten.

Zusammen mit Steffi vom Tagi bin ich dieser Behauptung gestern auf der Spur gegangen: In unserem Video bewiesen die Politiker von links wie rechts aber, dass es um ihr français (fédéral) ausgezeichnet steht.

Dass unsere zweitverbreiteste Landessprache unter dem grünen Kuppeldach in Bern niemanden zum Schwitzen bringt, erstaunt kaum. Werden die Ratsdebatten schliesslich oft in zwei oder sogar drei Sprachen geführt.

Öfters in die Romandie

Fathi Derder hat aber Recht: viele Deutschschweizer sprechen kein oder ein nur sehr schlechtes Französisch. Je jünger die Generation, desto weniger. Französisch mutierte sich in den letzten Jahren zum Hass-Fach vieler Gymnasiasten. Das ist schade.

Dabei ist das Französische nah! Vielen kommt es trotzdem nicht in den Sinn, am Wochenende einen Abstecher in den Westen zu machen. Deshalb hier drei Events chez les Welsches, die man französisch oder auch schweigend geniessen kann:

FIFF: Filmfestival in Fribourg, März: Mein Lieblings-Filmfestival. Klein, aber fein. Der Schwerpunkt liegt auf Low-Budget und Non-Mainstream. Eine absolute Perle für Insidertipps. Das Programm ist nach Kategorien sortiert, neben den Wettbewerbsfilmen sind besonders empfehlenswert auch die Sektion “terra incognita”, wo jeweils ein filmunbekanntes Land sein Talent vorstellen darf. www.fiff.ch

BD-fil: Comic-Festival, Lausanne, September. Das welsche Pendant zum Comic-Festival in Luzern. Definitiv ein Besuch wert. Schliesslich ist der Comic in der frankophonen Kultur geboren. www.bdfil.ch.

Heissluft-Ballon-Festival in Château D’Eaux, Januar. Hunderte Fluggefährte in tausend Farben schweben über die verschneite Landschaft des Waadtlandes. Mehr muss ich nicht sagen. Perfekter Wochenend-Ausflug.