Wohnungsbetrüger in Zürich verhaftet

Auch in Basel und Bern wurden mit gefälschten Inseraten auf Immobilienplattformen Tausende Franken ergaunert

Zürich Überschrieben war das Inserat mit «Perle zu vergeben!» Eine schmucke, möblierte 3-Zimmer-Wohnung für nur 1000 Franken im Zürcher Niederdorf: Für Wohnungssuchende in der begehrten Grossstadt ein überaus verlockendes Angebot.

Jetzt galt es, schnell zuzu­greifen. Unter der angegebenen Mailadresse meldete sich eine sympathisch klingende Rianna Torres. Sie pflege gerade ihren kranken Vater in England und könne den Interessenten deshalb «leider, ­leider» nicht persönlich treffen, sagte Torres. Nach der Überweisung einer Kaution werde sie aber den Wohnungsschlüssel zusenden. Doch kaum war das Geld über­wiesen, war von Rianna nichts mehr zu hören.

Jetzt ist es der Zürcher Polizei gelungen, zwei Wohnungsbetrüger zu verhaften. Weitere Infor­mationen über den Zugriff sowie über die Täterschaft will sie «wegen laufender Ermittlungen» nicht bekannt geben. Zürich ist ­neben Genf der einzige Kanton, dem bisher eine solche Verhaftung gelungen ist.

„Wohnungsbetrüger in Zürich verhaftet“ weiterlesen

«Ich orte Zweckoptimismus»

Alt-Bundesrat Samuel Schmid kritisiert die BDP und sorgt sich wegen der SVP

Das Interview ist erschienen am 1.11.15 in der SonntagsZeitung. Geschrieben zusammen mit Reza Rafi.

Samuel Schmid (r.), hier zusammen mit  Peter Harry Carstensen, Präsident des deutschen Bundesrates im Jahr 2005. Bild: parlament.ch
Samuel Schmid (r.), hier zusammen mit Peter Harry Carstensen, Präsident des deutschen Bundesrates im Jahr 2005. Bild: parlament.ch

Bundesrätin Widmer-Schlumpf hat sich in ihrer Rede besonders bei Ihnen bedankt. Sie habe sich an Ihrer Schulter ausheulen können, wenn es ihr nicht gut ging.

Da hat sie etwas gar übertrieben.

Es gab keine Heulszenen?

Nein. Aber ich habe sie manchmal getröstet. Sie ist Schokoladenliebhaberin, deshalb reichte ich ihr jeweils ein Stück Militärschoggi. Ich habe sie aber auch vor dem Haifischbecken in Bern gewarnt. Vor allem zu Beginn ihrer Amtszeit mahnte ich, dass es Blut, Schweiss und Tränen geben werde. Was sich ja auch bewahrheitet hat.

Wie meinen Sie das?

Eveline Widmer-Schlumpf musste die letzten acht Jahre mächtig Prügel einstecken – was zum Teil auch verlogen war. Für die Lösung im Finanzplatzstreit mit den USA etwa wurde sie von den Medien, allen voran der NZZ, heftig kritisiert. Die Banken hingegen schwiegen, weil sie insgeheim wussten, dass es keine andere Option gibt.

Widmer-Schlumpfs Rücktritt wird von der Parteispitze unbeirrt als «Chance» für die BDP verkauft. Einverstanden?

Das ist nicht falsch, jedoch auch etwas schönfärberisch. Natürlich hat die neue Situation Vorteile, aber ich orte hier Zweckoptimismus.

„«Ich orte Zweckoptimismus»“ weiterlesen

Wirtschaftsvertreter verlangen von SVP, Bilaterale zu respektieren

Verbände freuen sich über bürgerlichen Wahlsieg – und warnen. Vertreter von Arbeitnehmern und Konsumenten befürchten harte Jahre

Erschienen am 1. 11. 15 in der SonntagsZeitung. Geschrieben zusammen mit Jürg Meier. 

Vertreter der grossen Wirtschaftsverbände sehen den Rechtsrutsch in den Wahlen und die absehbare Mehrheit von SVP und FDP im Bundesrat mehrheitlich positiv. «Viele wirtschaftsrelevante Themen werden es einfacher ­haben», sagt Kaspar Engeli, Direktor des Dachverbandes Handel Schweiz. Gewerbeverband-Direktor Hans-Ulrich Bigler hofft dank einem bürgerlichen Schulterschluss auf die «Ausholzung des Regulierungsdschungels». Eines machen die Wirtschaftsvertreter der Wahlsiegerin SVP aber klar: Sie darf bei der Umsetzung der Einwanderungsinitiative die bilateralen Verträge nicht gefährden. Ohne diese Abkommen würden «wesentliche Standortvorteile für die Pharma­industrie» wegfallen, warnt Marcel Sennhauser von Scienceindustries. Privatbanken wären zum Gang ins Ausland gezwungen, ergänzt Verbandsdirektor Jan Langlo. Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller fasst die Haltung der Wirtschaft so zusammen: «Für uns bleibt die Sicherung der bilateralen Verträge das oberste Ziel.»

„Wirtschaftsvertreter verlangen von SVP, Bilaterale zu respektieren“ weiterlesen

«Die SP ist zu einseitig links positioniert»

Dieses Interview ist am 25. Oktober 2015 in der SonntagsZeitung erschienen. Besten Dank an Pascal Tischhauser, der mit mir zusammen gefragt, geschrieben und gefeilt hat. Und an Joseph Khakshouri  für die tollen Bilder (mehr davon gibt’s auf http://www.josephk.us

Daniel Jositsch findet, die Sozialdemokraten müssten rechts wachsen. Der neu gewählte ­Zürcher Ständerat über seinen Erfolg, tägliche Fitness und den Reiz von Spaghetti

An seinem Arbeitsplatz an der Universität Zürich empfängt uns der Strafrechtsprofessor und zukünftige Ständerat Daniel Jositsch. Der bestgewählte Sozialdemokrat ist gut gelaunt und strotzt vor Selbstvertrauen.

jositsch2
Daniel Jositsch: “Wir müssen rechts wachsen” Bild von Joseph Khakshouri / SonntagsZeitung

Herr Jositsch, Sie sind gleich im ersten Wahlgang in den Ständerat gewählt worden. Und Sie sind Panaschierkönig. Wie haben Sie das geschafft?

Ich habe in meinen acht Jahren im Nationalrat stets versucht, Politik zu machen, die mir entspricht. Das scheint Wähler über die Parteigrenzen hinaus anzusprechen. So schrieben SVP-Wähler meinen Namen wohl wegen meiner Law-and-order-Politik auf. Bei der FDP ist es vielleicht auch meine Pragmatik bei der Sicherheit, zum Teil aber auch meine wirtschaftlichen Positionen oder das Bekenntnis zu den bilateralen Verträgen.

Anders gesagt, Sie werden gewählt, weil Sie keine SP-Positionen vertreten.

Halt, ich politisiere zum allergrössten Teil auf SP-Linie. Aber wenn man als Politiker einmal eine andere Haltung als seine Fraktion vertritt, steht das in der Zeitung. Aber keine Zeitung berichtet darüber, wenn man die Parteiposi­tion vertritt. So entsteht rasch der falsche Eindruck, dass jemand nie auf Linie sei. Manchmal auch bei den eigenen Leuten.

Kommt daher der Vorwurf, Sie seien gar kein Linker?

Dabei gibt es meines Wissens im ganzen Land keinen Sozialdemokraten, der mehr sozialdemokratische Listenstimmen bekommt. Das mag jetzt arrogant klingen: Meine Positionen werden von vielen sozialdemokratischen Wählern geteilt. Es sind nun einmal nicht die Delegierten, die die Position der SP diktieren, sondern unsere Wählerinnen und Wähler.

Bei Ihnen scheint die politische Karriere wie am Schnürchen zu laufen. Ist das alles so geplant?

Ach was, da ist nichts geplant. Und es läuft auch nicht alles so glatt. Aber es ist lustig, welche Etiketten man mir anhängt: Als ich mich vor einem Jahr entschied, nicht für den Regierungsrat zu kandidieren, sagte man mir, ich hätte mein Loser-Image besiegelt…

„«Die SP ist zu einseitig links positioniert»“ weiterlesen